Abmahnung wegen Streaming bei Redtube.com bekommen?

Die Rechtsanwaltskanzlei Urmann + Collegen (U+C) ist seit einigen Jahren wegen ihrer Filesharing-Massenabmahnungen bekannt. Offenbar hat sie neues „Betätigungsfeld“ gefunden, nämlich die Abmahnung von Streaming-Nutzer (Streaming=Filme im Netz schauen) von Redtube.com, einer der bekanntesten und abrufstärksten Pornotubeseiten im Internet. Von der neuen Abmahnwelle sind nach Schätzungen mehrerer Internetportale mehr als 10.000 Surfer in Deutschland betroffen.

Streaming ist beliebt und galt als sicher gegen Abmahnung

Die Nutzung von Streaming-Angeboten wird seit Jahren immer beliebter und galt bis jetzt als sicher gegen Abmahnung. Ab jetzt wohl nicht mehr, denn seit einigen Tagen erhalten zahlreiche Internetuser deutschlandweit,teilweise sogar mehrfach, Abmahnungen der Kanzlei U+C aus Regensburg wegen angeblich rechtswidrigen Abrufs von urheberrechtlich geschütztem Material.

Doch was ist geschehen?

Die Kanzlei Urmann und Collegen ( U+C ) als Vertreter des Rechteinhabers der Firma The Archive AG versendet Abmahnungen wegen vermeintlich über redtube.com gestreamten Filmen. Gefordert wird wie üblich, die Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung sowie die Zahlung von 250 Euro pro abgerufenem Video. Nach unseren Recherchen soll es sich um folgende Filme handeln:

• „Dream Trip“
• „Hot Stories“
• „Amanda´s secrets“
• „Miriam´s Adventures“
• „Glamour Show Girls“

Was sollen die Betroffenen tun?

Erstmal Ruhe bewahren und ganz wichtig: nicht irgendwelche Erklärungen abgeben oder gar bezahlen. Warum, fragen Sie sich sicherlich? Erstmal ist rechtlich umstritten, ob durch Streaming von „offensichtlich nicht rechtswidrig eingestelltem Material“ Rechte von Dritten überhaupt verletzt werden. Des Weiteren ist hier nicht geklärt, wie der Rechteinhaber an die IP-Adressen der Betroffenen gekommen ist. Wegen zahlreicher Berichte in verschiedenen Fach-Foren ist davon auszugehen, dass die Betroffenen wahrscheinlich Opfer eines Virus geworden sind. Wie der Virus „gearbeitet“ hat um die Adresse zu übermitteln, ist bis jetzt unklar. Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass die Viren ursächlich für die Übermittlung der IP-Adresse waren, wären die Daten seitens des Rechteinhabers rechtswidrig erhoben und damit nicht verwertbar.

Ich bin gespannt, wie es hier weiter geht. Wir bleiben dran und werden weiter berichten. Sind Sie auch Opfer dieser Abmahnung geworden? Über Ihren Bericht hier würde ich mich sehr freuen.

Update:

Es gibt Neuigkeiten, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:

Die ersten Kanzleien, die Betroffene in dieser Sache vertreten, konnten Akteneinsicht nehmen. Die Daten der Nutzer sollen mit der Software GladII 1.1.3 von ITGuards ermittelt worden sein. Interessant ist auch die Beschlussbegründung des Landgerichts Köln. Dort heißt es:

„Durch das öffentliche Zugänglichmachen des geschützten Werkes zu den aus der Anlage ersichtlichen Zeitpunkten über eine sogenannte Tauschbörse liegt zudem eine Rechtsverletzung im Sinne vom Paragraf 19a Urheberrechtsgesetz vor.“

Das ist natürlich falsch, denn bei Streaming macht nicht der Nutzer etwas zugänglich sondern ausschließlich der Portalbetreiber. Woran lag es, dass sich das Gericht so geirrt hat? Hat diesmal die zuständige Kammer (wieder mal?) die Textbausteine aus den P2P-Beschlüssen verwendet und den konkreten Fall gar nicht richtig geprüft? Oder lag es vielleicht am missverständlichen Antrag? (der mir leider nicht vorliegt) Eines ist für mich klar, der Beschluss hätte so nie erlassen werden dürfen. Ich bleibe dran und werde, wenn es etwas Neues gibt, berichten…

Update 2

In einer Pressemitteilung haben die Betreiber des Portals redtube.com Stellung zu den Massenabmahnungen genommen. Es wurde versichert, dass die Firma, die hinter redtube.com steht personenbezogene Daten der Kunden an niemanden weitergegeben hat. Ferner heißt es in der Mitteilung, die auszugsweise von N-TV zitiert wird, dass Redtube “die Verletzung der Rechte, die Erpressung deutscher Bürger und das Eindringen in deren Privatsphäre nicht hinnehmen wird”. Was damit gemeint ist, wissen wir noch nicht. Ich vermute, dass Redtube sowohl gegen den Rechtsanwalt Daniel Sebastian aus Berlin, der die Anträge beim LG Köln gestellt hat, als auch gegen die Kanzlei U+C aus Regensburg, die Abmahnungen verschickt hat, vorgehen will. Es bleibt also weiter spannend…

Update 3

Die Berliner Kanzlei Werdermann | von Rüden, die den Rechtsanwalt Sebastian wegen versuchten??? gewerbsmäßigen Betruges angezeigt hat, will aus Justizkreisen erfahren haben, dass die Staatsanwaltschaft Köln von Amts wegen die Ermittlungen in der „Redtube-Affäre“ aufgenommen hat. Gegen wen sich die Ermittlungen richten, ist derzeit nicht bekannt.  Ich finde es gut, dass endlich mal untersucht wird, wie ITGuards an die IP Adresse der Betroffenen gekommen ist.  Wenn die Antwort fest steht, wird sich vermutlich einiges klären…